Setze mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm! Denn die Liebe ist stark wie der Tod, und ihr Eifer [Anm.: Leidenschaft] unbezwinglich wie das Totenreich; ihre Glut ist Feuerglut, eine Flamme des HERRN. Große Wasser können die Liebe nicht auslöschen, und Ströme sie nicht ertränken. Wenn einer allen Reichtum seines Hauses um die Liebe gäbe, so würde man ihn nur verachten!
Die Bibel, Hohelied Kapitel 8 Vers 6-7
Welche Bedeutung hat deine Unterschrift? Nun, unsere Unterschrift gehört zu uns, wie unser Fingerabdruck. Sie identifiziert uns als Person und dient damit zur Beglaubigung. Mittlerweile gibt es auch elektronische Signaturen, die dieselbe Funktion bei digitalen Schriftstücken ausüben. Und immer geht es darum, meine Person mit etwas zu verbinden, auch wenn ich selbst nicht anwesend bin – das gehört zu mir.
Zur Zeit von König Salomo knapp 1000 v.Chr. war es üblich, dass man seine Dokumente, Geschäfte und auch seinen Besitz mit einem Siegel beglaubigte. Ähnliches passiert heute noch zum Beispiel in der Viehwirtschaft mit Brandzeichen oder anderen Markierungen, um Viehherden auseinander halten zu können. Das Siegel, das Brandzeichen, deine Unterschrift – alles das sind wertvolle Identitätsmerkmale. Und wer sie nachmacht, der begeht eine Straftat, weil das vorsätzlicher Betrug ist.
Das Hohelied besingt die Liebe zwischen zwei Menschen und ihre Ehe. Und die Ehefrau bittet am Ende des Buches ihren Geliebten, dass sie Teil von seiner Identität sein darf. Sie möchte ein Siegel auf seine Gedanken (auf dein Herz) und seine Taten (an deinem Arm) sein. Weil die echte Liebe so unbezwingbar und nicht verhandelbar ist wie der Tod. Er ist eine absolute Größe und genauso soll die Liebe zwischen Ehepartnern sein.
Der Bibellehrer Jack S. Deere schreibt in „Das Alte Testament erklärt und ausgelegt“:
„Diese Verse fassen das Wesen und die Macht der Liebe zusammen, die im Hohelied dargestellt wird. Sie ist so umfassend, und man kann ihr so wenig widerstehen wie dem Tod, so ausschließlich und besitzergreifend (man ist aufrichtig um den bemüht, den man liebt) wie das Grab, leidenschaftlich (wie Feuergluten) und unbesiegbar und beharrlich wie viele Wasser und Flüsse. Ja, das ist wahr, denn der Schöpfer, der alle Macht in Händen hält, schenkt die Liebe. Die Wörter wie eine mächtige Flamme heißen wörtlich „wie die Feuerflamme des Herrn“. So wird also der Herr als die Quelle der mächtigen Liebe dargestellt.“
Diese Liebe zum Ehepartner kann man sich niemals erkaufen. „Ich würde alles für dich geben“ klingt in unseren Ohren romantisch. Salomo bezeichnet diese Aussage als lächerlich. Denn die Liebe zum Ehepartner hätte mit einem Preisschild auch immer ein Limit, eine Grenze. Und hier ist wohl auch die Verbindung ins Neue Testament zu sehen.
Auch Paulus hat ein „Hohelied der Liebe“ geschrieben und in 1Kor 13 die Wesensmerkmale der Liebe Gottes beschrieben, die auch in unserem Leben zum Tragen kommen sollen. Und interessanterweise hat die griechische Übersetzung des Alten Testaments (Septuaginta), die Liebe in Hohelied 8,6 auch mit agape übersetzt.
Und auch die Aufforderung der Bibel, Gott zu lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit unserem ganzen Verstand und unserer ganzen Kraft (z.B. Mk 12,30), dreht sich um die Intensität, Leidenschaft und Tragweite unserer Liebe zu Gott.
Das alles führt mich zur Frage: Wen trägst du auf deinem Herzen. Und als erstes verbinde ich das mal mit Jesus. Ist er das Siegel – bzw. der Heilige Geist das Siegel auf deinem Herzen? Der Gedanke der verlobten Gemeinde und Christus drängt sich hier auf. Und der Wunsch besteht immer wieder, sich die Liebe erkaufen zu wollen – durch Zeit, durch Spenden, durch Taten. Aber wenn Gott die Quelle dieser Liebe ist, dann macht es viel mehr Sinn, diese Liebe von ihm zu erbitten.
Die Liebe Gottes ist auch ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist (Röm 5,5). In uns drin liegt also eine gewaltige Kraft verborgen, die wir am Besten dadurch zur Entfaltung in unserem Leben bringen, in dem wir dem Heiligen Geist Raum zur Veränderung geben. Auf ihn hören, mich von ihm hinterfragen und korrigieren lassen, Christus in mir zum Vorschein bringen – alles das schwingt hier mit. Und zwar nicht nur in meiner Liebe zu Gott, sondern auch in meiner Liebe zu anderen Menschen und vor allem in der Liebe zum Ehepartner. Bin ich bereit, einen anderen Menschen oder Gott meine Identität prägen zu lassen? Eine wichtige Frage, mit der wir uns in diesem Sommer beschäftigen dürfen, während wir Urlaub machen und zur besinnlichen Ruhe kommen. In diesem Sinne ein gesegnetes 3.Quartal.